Deutsche Marine kontrolliert strategisch wichtige Seewege

Am Wochenende sind weitere Schiffe der Deutschen Marine ausgelaufen. Das Flottendienstboot "Alster" und die Korvette "Erfurt" sollen die Nato-Nordflanke verstärken und strategisch wichtige Seewege kontrollieren.
Das Flottendienstboot "Alster" ist ein Aufklärungsschiff, das auf das Überwachen von See- und Küstengebiete spezialisiert ist. Dazu dienen ihnen besonders effiziente elektronische, hydroakustische und elektro-optische Sensoren.
Aktueller Anlass dieser Maßnahme ist die zu einem Angriffskrieg eskalierte Russland-Ukraine-Krise und die verstärkte Bedrohung, die insbesondere Deutschlands Partner in Osteuropa wahrnehmen. "Die Deutsche Marine, die Bundeswehr und das gesamte Bündnis brauchen jetzt ein gesichertes Lagebild. Dazu trägt die Marine neben anderen Aktivitäten auch mit dem Flottendienstboot 'Alster' bei", betont Vizeadmiral Jan C. Kaack (59), Befehlshaber der Flotte.
Die Verstärkung der Aktivitäten an der Nordflanke sei ein konkreter Ausdruck der Deutschen Marine für die enge Verbundenheit mit ihren Bündnispartnern. Deutschlands Alliierten und Bündnispartner könnten darauf vertrauen, dass die Deutsche Marine ihren Beitrag zur Stärkung der Einsatz- und Verteidigungsbereitschaft der NATO leiste.
Die zuletzt in Wilhelmshaven liegende Korvette "Erfurt" soll sich der Standing NATO Maritime Group 1 (SNMG 1) anzuschließen. Der Marineverband ist vor allem für die Kontrolle und den Schutz strategisch wichtiger Seewege in Nordatlantik, Nordsee und Ostsee zuständig.
Die Standing NATO Maritime Group 1, kurz SNMG 1, besteht wie die SNMG 2 in der Regel aus mehreren Zerstörern und Fregatten sowie einem Versorgungsschiff der Flotten nahezu aller NATO-Mitgliedsstaaten - darunter immer ein Schiff aus Deutschland. Mit diesen Marineschiffen sind die Hauptfähigkeiten des Verbands vor allem Kontrolle und Schutz strategisch wichtiger Seewege. Im Frieden operiert die Standing NATO Maritime Group 1 vor allem in Nordatlantik, Nordsee und Ostsee, kann bei Bedarf aber sofort in andere Krisengebiete verlegt werden.Diese Maritime Group ist die älteste der NATO. Gegründet wurde der Marineverband bereits 1967 als "Standing Naval Force Atlantic"; 2005 erhielt er seine jetzige Bezeichnung.
Neben den Einsätzen, die vom Bundestag mandatiert sind, beteiligt sich die Deutsche Marine laufend an den vier multinationalen Flottenverbänden der NATO. Solche sogenannten anerkannten Missionen gehören zu Deutschlands Verpflichtungen gegenüber dem Bündnis auch in Friedenszeiten. Zu ihnen stellt die Marine permanent Schiffe und Boote ab.
In der Praxis sind diese Missionen nur teilweise den mandatierten Einsätzen ähnlich, darunter etwa die mehrere Monate Abwesenheit der teilnehmenden Soldatinnen und Soldaten von zuhause. Die wohl wichtigsten Unterschiede zu den Einsätzen sind, dass es die NATO-Verbände erstens teils seit Jahrzehnten gibt und sie zweitens regional nur sehr grob begrenzt sind.
Auch deshalb sind sie schnell verfügbare maritime Reaktionskräfte, mit denen das Bündnis bei eventuellen Krisen oder Konflikten flexibel operieren kann. Die Marineverbände gehören daher zur NATO Response Force; und in dieser Formation sind sie der Anteil der Seestreitkräfte an der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) - der Speerspitze der NATO, die permanent einsatzbereit ist. Zwei der Verbände haben die Fähigkeit großflächig Seewege zu schützen, die zwei anderen sind auf die Abwehr von Seeminen spezialisiert.
Die Maritime Groups sind dem Allied Maritime Command (MARCOM), mit seinem festen Hauptquartier in Northwood bei London, unterstellt. Ihre direkte Führung durch einen Kommandeur auf einem Flaggschiff rotiert jährlich unter den NATO-Partnern. Auch die teilnehmenden Schiffe und Boote wechseln regelmäßig.
Wie ihre Partner entsende die Deutsche Marine nur Schiffe und Boote, die komplett ausgebildet und ausgerüstet seien, heißt es. Um diese Einsatzbereitschaft auf einem hohen Niveau zu halten, nehmen die Maritime Groups an verschiedenen nationalen und internationalen Manövern teil. Diese laufende Ausbildung gehört genauso zu den Aufgaben der Verbände wie die militärische Abschreckung oder, wenn nötig, Embargokontrollen, Such- und Rettungsoperationen sowie humanitäre Not- und Katastrophenhilfe.
Nicht zuletzt dienen Schiffe und ihre Besatzungen auch als "Botschafter in Blau": Die Verbände besuchen regelmäßig verschiedene Häfen in verbündeten oder befreundeten Staaten.